A screaming comes across the sky. It has happened before, but there’s nothing to compare to it now.

Ein paar Anmerkungen zu den teils amüsanten, teils grotesken Auftritten von Hippies in Italowestern. Erstes Beispiel: Gli specialisti, deutscher Titel: Fahrt zur Hölle, ihr Halunken, von Sergio Corbucci.

Die Rahmenhandlung dieses Westerns aus dem Jahr 1969 ist wenig originell oder spektakulär: Ein einsamer Reiter (Johnny Hallyday als Hud) sinnt auf Rache; in diesem Fall für den Lynchmord an seinem Bruder. Er trifft dabei unter anderen auf eine moralisch verkommene Dorfgemeinschaft, eine intrigante Bankerin (jaja, eine Frau leitet die Bank, großartig: Françoise Fabian als Virginia Pollycut), ein schönes Mädchen, das sich in unseren Helden verliebt, einen skurrilen Banditen (Mario Adorf als einarmiger El Diablo) und einen engagierten, aber doch hilflosen »sceriffo« (Gastone Moschin).

Was den Film schon optisch hervorhebt, ist die Tatsache, dass die Außenaufnahmen in Cortina d’Ampezzo entstanden – man sollte mal bei Heinz Prüller nachfragen, ob er ein paar Anekdoten zu den Dreharbeiten beisteuern kann, Österreichbezug gibt es wohl mit Sicherheit.

Die Hippies im Dreck

Besonders interessant ist aber hier das Auftreten einer vierköpfigen Hippiebande.* Diese wird gleich zünftig eingeführt: Die vier werden von Banditen gezwungen, sich im Schlamm zu wälzen und um eine Münze zu kämpfen. Derweil schauen die bürgerlichen Postkutschenpassagiere pikiert und angewidert zu, scheinen fast zu vergessen, dass sie ja selber auch gerade überfallen werden.

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Unser Held macht mit den Banditen kurzen Prozess, wovon auch die vier profitieren, die zwar ziemlich verdreckt, aber unversehrt davonkommen.

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Den nächsten Auftritt haben sie dann, als sie dem Sheriff seinen Fisch, den er gerade geangelt hat, abluchsen wollen. Es kommt zu einem kurzen Handgemenge, den vieren wird der Hintern versohlt, sie landen im Bach, bleiben jedoch auch nach dem unfreiwilligen Bad so schmutzig wie zuvor – typisch Hippies halt. Wir erfahren aber, dass die jungen Leute aus Dallas kommen (klar, müssen ja aus der Großstadt sein) und, ganz untypisch, hinter dem Geld her sind, das seit dem Banküberfall verschwunden ist, den Huds Bruder begangen haben soll.

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Bei einem Besuch, den sie der schönen Sheba (Sylvie Fennec) abstatten, sehen wir endlich auch den Grund für die gute, abgefahrene Laune der vier: Sie kiffen … und zwar ganz ordentliche Geräte. Da Hud damit aber gar nicht einverstanden ist, verjagt er sie kurzerhand vom Gehöft.

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Showdown: Hud, schon schwer gezeichnet vom Kampf mit den Banditen und vor allem mit einem Revolver ohne Kugeln, muss sich nun noch mit den vier Hippies auseinandersetzen. Und da wird es jetzt wirklich interessant.

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Der Sheriff ist tot, die Banditen und Bösewichte sind erledigt, und der Held ist schwer angeschlagen und wird im Saloon zusammengeflickt – im Ort herrschen also Orientierungslosigkeit und ein absolutes Machtvakuum. Dieses nützen die Hippies aus, bewaffnen sich und beginnen es auszufüllen. Sie leben ihren Zorn gegen den Mief der Spießer, gegen die erduldeten Erniedrigungen aus und zwingen nun die Bevölkerung, in einer Umkehrung der Anfangsszene, sich im Dreck zu wälzen. Damit das Ganze etwas origineller ist, müssen die Bürgerinnen und Bürger sich dazu nackt ausziehen. Eine schöne Idee.

So kreativ die Hippies hier sind, so schlechte Schützen sind sie allerdings. Sie ballern entweder zehn Meter vor die Füße von Hud oder treffen nur sein Kettenhemd. Das führt klarerweise dazu, dass sie die Nerven verlieren und einfach davonlaufen. Der Bluff von Hud ist also voll aufgegangen! Eine weitere Verfolgung gibt es nicht. Einerseits ist Hud sowieso zu marod, andererseits dürften die jungen Leute auch so ihre Lektion gelernt haben.

Der Film endet dann mit einem wortlosen Abschied Huds von Sheba und dem unausweichlichen Ritt des Helden in den Sonnenuntergang.

* Ob diese dem deutschsprachigen Publikum nicht zuzumuten war? Jedenfalls wurden sämtliche Szenen mit den Hippies aus der ursprünglichen deutschen Fassung sorgfältig herausgeschnitten.