A screaming comes across the sky. It has happened before, but there’s nothing to compare to it now.

Wer war Carlos Gardel?

Gleich vorweg: Das erfährt man auch im fulminanten Comic Carlos Gardel von Carlos Sampayo und José Muñoz nicht. Zumindest nicht im Sinne einer herkömmlichen Biografie. Was vorher unklar war, bleibt auch nach der Lektüre diffus. Es ist eine Suche, Suche nach Identität, nach Heimat (sowohl der inneren als auch der äußeren), die sich nebenbei als Hommage an Hugo Pratts Corto Maltese lesen lässt.

Die Unklarheiten beginnen bereits mit der Frage nach Gardels Geburtsort, war es nun Toulouse oder Tacuarembó (Uruguay)? Dann die Frage, wie er es mit der Liebe hielt. Und wie bei vielen anderen, die sowieso unsterblich sind, der Zweifel am Ableben des Helden.

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Diese und noch mehr Fragen werden auch im Comic aufgeworfen, indem sie geschickt in eine Fernsehdiskussion zwischen einem Soziologen und einem Gardel-Biografen eingebettet sind. Die Erzählung wechselt quasi im Rhythmus eines Tangos zwischen den Zeiten, die sich auch in manchen Bildern überlagern und durch die undurchsichtige Figur des Romualdo Merval verbunden werden. Dieser wird als junger Mann vorgestellt, der Gardel einige seiner Kompositionen vorsingt, ihn später nach New York verfolgt, bei dessen Unfalltod in Medellín (Kolumbien) anwesend ist und 70 Jahre später behauptet, Gardel zwar umgebracht zu haben, aber gleichzeitig ebendieser zu sein.

Carlos Gardel selbst würde wohl noch heute beharrlich schweigen, nicht umsonst war einer seiner Spitznamen »El Mudo« – der Stumme.

Carlos Gardel von Carlos Sampayo und José Muñoz ist bei Reprodukt erschienen und sollte nicht über Amazon, sondern zum Beispiel bei Pictopia erworben werden.