Proverbs for Paranoids, 3: If they can get you asking the wrong questions, they don’t have to worry about answers.

Es geht bergauf …

Im neunzehnten Teil fährt Dicky zurück in die Stadt und landet bei Nevada.

Horst wüsste natürlich, wer die dritte Brontë-Schwester war: »Anne, und der Bruder hieß übrigens Branwell – nur der Vollständigkeit halber.« Horst oder »His Horstness«, wie er gerne genannt werden würde, ist nämlich Germanist. Und Besserwisser. In seinen Momenten der Pedanterie und Korrekturgeilheit wird er dann zwar tatsächlich kurz wahrgenommen, seiner Beliebtheit ist das aber nur mäßig zuträglich. Eigentlich kann er sogar froh sein, dass ihn diese Aura des Permanebels, die ihn umhüllt, nur selten ausspuckt und dann auch sogleich wieder verschlingt. Er hätte es ansonsten nur noch schwerer im Leben.
Langsam schleppt er sich durchs Vorzimmer, um ein widerwilliges »Ja?« in den Hörer der Gegensprechanlage zu raunzen.
»Mach auf, ich bin’s.«
»Wer ist ›ich‹?«
»Dicky. Mensch, mach auf!«
Horst zögert zwar kurz, betätigt dann aber doch den Türöffner.
Dicky öffnet die schwere Tür und betritt das Stiegenhaus. Er ist immer wieder erstaunt ob der Opulenz, in der sich dieses präsentiert. Marmorplatten an den Wänden, Kronleuchter, goldene Leisten, links eine Nische mit der Jungfrau Maria, rechts eine mit Pallas Athene. Typisch Wien, ein bissel katholisch, ein bissel klassizistisch – man meint es zwar mit nichts und niemandem so richtig ernst, will es sich aber auch nicht verscherzen.
Wie jedes Mal geht Dicky kurz zur Griechin und streichelt ihr über den Kopf.
»Good old Pal. Wann hast du mich nur verlassen?«, kokettiert er ein wenig pathetisch mit seiner Vergesslichkeit.
»Scheißweiber, bringen einen um den Verstand«, legt er bitter nach.
Er seufzt, ärgert sich wie immer, dass er keinen Schlüssel für den Fahrstuhl hat – in dem es sogar eine Sitzbank gäbe –, und beginnt den mühsamen Anstieg in den vierten Stock. Zuerst Hochparterre, dann Mezzanin und danach – hurra – der erste Stock. Immerhin kommen nun die Zahlen, 2 – 3 – 4. Geschafft.
Schöbe man ihm jetzt eine Harmonika in den Mund, er würde wohl ein ähnlich erbärmliches Winseln herauspressen wie Frank.
Schwer atmend geht er also zur Eingangstür von Nevadas Wohnung, wo ihn Horst herzlich begrüßt: »Na, zu viel geraucht?«