This is part of the storm that sweeps now among them all, both sides of Death.

Irgendwie scheint es sich ja als kleine Weihnachtstradition zu etablieren, dass ich zu dieser Zeit Tumorbücher lese. Heuer also Herrndorf.

Kurz vor Weihnachten traf ich mich mit meinem Freund J. noch einmal auf ein Menü im Steman. Putenschnitzel, na ja. Wir haben dann doch à la carte gegessen. Egal, jedenfalls gab es auch eine Minibescherung, denn er überreichte mir ein Geschenk. Tastbefund: ein Buch. Er zögerte ein wenig, begann dann aber zu erklären, dass er nicht sicher war, ob er mir genau dieses Buch schenken sollte, rang sich aber dazu durch. Jetzt war ich ordentlich gespannt und entfernte das Geschenkpapier: Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf.

Ich hatte schon von dem Blog gehört, in dem Herrndorf täglich über sich und seinen Tumor schrieb, hatte mir vorgenommen, die Einträge auch zu lesen, das Vorhaben aber irgendwie aus den Augen verloren.

»Es ist eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe«, meinte J., und auf Seite 74 wurde mir auch klar, warum er das so sah:
»Herta Müller und Kehlmann sitzen an einem Tisch. Wenn es ein Gegenteil von Aura gibt, schwebt es strahlend um Kehlmann herum.«
Ich musste lauthals lachen, als ich das las.

Zum Inhalt: Ich mag da jetzt gar nicht lang um den heißen Brei herumpalavern: Pflicht! Das Buch ist nur großartig! Pflicht! Der Mann bewahrt sich bis zum Schluss seinen Humor, seine Liebe zum Leben und den anderen Menschen, nie ist so etwas wie Verbitterung zu spüren, es ist unglaublich. Beispielhaft dieser kleine Satz, der mir wiederum den Stecker zieht:
»Immer die gleichen drei Dinge, die mir den Stecker ziehen: die Freundlichkeit der Welt, die Schönheit der Natur, kleine Kinder.«
Danke, J.


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